I hope :-) .. unless someone already has it ?!
Wien (kath.net) Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn wird am heutigen Freitag, den 22. Jänner, 65 Jahre alt. Petra Knapp-Biermeier führte für KATH.NET mit dem Wiener Kardinal das folgende Interview: KATH.NET: Herr Kardinal, Sie feiern am 22. Jänner Ihren 65. Geburtstag, zu dem wir Ihnen sehr herzlich gratulieren. Beginnen wir mit einer „Geburtstagsfrage“, die Sie ein wenig ins Reich der Fantasie führt: Angenommen, wir schreiben das Jahr 2020 und Sie feiern Ihren 75. Geburtstag und schauen zurück auf die letzten zehn Jahre: Was ist das Beste in diesen zehn Jahren? Worüber sind Sie froh, dass Sie das in dieser Zeit noch vollbracht, erlebt, bewältigt haben? Kardinal Schönborn: Ich muss ehrlich sagen, dass ich das überhaupt nicht beantworten kann, weil ich nicht in die Zukunft schauen kann. Natürlich sehe ich Aufgaben für meinen Dienst in der Diözese. Ich kann nur sagen: Mein Wunschprogramm für die nächsten Jahre ist einfach, dass wir Glaube, Hoffnung und Liebe immer lebendiger leben, dass wir mit Christus verbunden sind, dass dieser Glaube möglichst viele Menschen erfasst, dass viele Menschen sich der Gnade öffnen und sich von Gott berühren lassen. Mehr kann ich eigentlich nicht sagen. Aber ich glaube, das ist ohnehin das Wichtigste. KATH.NET: Was hat Ihnen in schwierigen Zeiten geholfen, weiter zu gehen und zuversichtlich nach vorne zu schauen? Kardinal Schönborn: Immer zwei Dinge: Die Beziehung zu Christus und die Freunde. Ich glaube, das ist das Wesentliche. Es ist immer wieder das wirklich Stärkende und Helfende, Zuflucht zu suchen bei Jesus, mit Ihm lebendig verbunden zu sein, ganz konkret im Evangelium, in Seiner Gestalt, Seinem Wort, in Seinem Leben. Die lebendige Beziehung zu Ihm, das ist für mich ganz besonders die Eucharistie, Seine Gegenwart im Tabernakel. Das andere ist das unschätzbare Geschenk der Freundschaft, die Jesus zwischen sich und uns gestiftet hat, von der Er auch wollte, dass sie unter uns lebendig ist. KATH.NET: Viele Menschen sind offen für Gott, lehnen aber die Kirche als Institution ab. Was sagen Sie ihnen? Kardinal Schönborn: Was ich oft und ganz direkt sage: Ich wünsche Ihnen, dass sie so eine positive Kirchenerfahrung machen können, wie ich das Glück hatte, sie zu haben. Ich sage oft dazu: Ich weiß, das kann ich Ihnen schwer erklären, wenn Sie diese Erfahrung nicht selbst gemacht haben. Aber für mich ist die Kirche durch all die Jahre immer Heimat gewesen. Ich verdanke der Kirche so unvergleichlich viel, und deshalb wünsche ich anderen, dass sie diese Erfahrung machen können. Zweitens versuche ich, Missverständnisse auszuräumen. Wo echte Fehler in der Kirche passieren, soll man sie zugeben und beim Namen nennen. Das hat Jesus selber gegenüber seinen Aposteln getan, und das haben die Apostel in den Evangelien getan. Sie haben ganz getreu die Fehler berichtet, die sie selber gemacht haben. Man soll aber auch zeigen, wo die Kirche ungerecht angegriffen wird, wo falsche Vorurteile gegen die Kirche herrschen. Man soll auch wirklich besser Bescheid wissen über die Geschichte der Kirche. Es gibt völlig falsche Vorstellungen von den Kreuzzügen, der Inquisition oder etwa von Galilei. Die typischen Vorwürfe gegen die Kirche kommen meistens aus einer abgrundtiefen Unwissenheit. Da haben wir schon die Aufgabe aufzuklären und alle Vorurteile zu entkräften. KATH.NET: Herr Kardinal, Sie haben Kirchengeschichte mitgeschrieben – Stichwort: Weltkatechismus - und miterlebt. Welche Veränderungen oder Entwicklungen würden Sie denn innerhalb der Kirche noch gerne erleben? KATH.NET: Die große neue Mission in Europa! Das ist sicher der große Traum. Europa ist evangelisiert worden zuerst in der frühchristlichen Zeit, in der apostolischen Zeit. Die Apostel sind ja weit herumgekommen. Die zweite große Missionswelle waren die iroschottischen Mönche. Die Evangelisierungswellen waren immer auch die Erneuerungswellen. Das war die große cluniazensische Reform des Mönchtums, dann kam die Reform von Citeaux mit ihrer unglaublichen Ausbreitung über ganz Europa mit ihren Klöstern. Dann kamen die Städte, die Bettelorden, die Franziskaner, die Dominikaner, die die wachsende Stadtbevölkerung evangelisiert haben. Es folgte die große Erneuerung nach der Reformation durch die katholische Reform. Auch im 19. Jahrhundert, während der Industrialisierung, gab es eine Welle der kirchlichen Erneuerung. Ich hoffe, es wird eine solche auch in unserer Zeit geben. Aber das haben wir nicht wirklich in der Hand - es sind Kräfte, die wirklich aus der Tiefe kommen, aus der Kraft des Himmels. Erneuerung muss wirklich aus der Kraft Gottes kommen. Aber es gibt viele Anzeichen dafür, dass der Herr auch der Herr der Geschichte ist: Wenn Er dem Abraham gesagt hat, dass Er aus den Steinen Kinder wecken kann, dann kann Er auch aus einem Europa, das glaubensschwach geworden ist, durch ganz besondere Gnaden eine neue Welle der Begeisterung für das Evangelium erwecken. KATH.NET: Sie haben in den vergangenen Tagen Papst Benedikt XVI. besucht. Haben Sie ihm von Ihren positiven Erfahrungen von Medjugorje erzählt? Hat er sich dazu geäußert? Kardinal Schönborn: Es ist nicht üblich, über Audienzen zu berichten. Aber ich kann natürlich soviel sagen, dass Medjugorje in Rom ein Thema war in diesen Tagen durch die öffentliche Aufmerksamkeit auf meine Wallfahrt. Ich habe in Rom über meine Eindrücke berichtet. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass die Kommission, die der Heilige Vater zur Prüfung der Ereignisse von Medjugorje einsetzt, sehr gut und verantwortungsbewusst arbeiten wird und dass das Resultat sicher gut sein wird. Ich bin zuversichtlich, dass man hier mit großer Umsicht und großem Feingefühl mit einem Phänomen umgehen wird, das inzwischen an die 30 Millionen Pilger angezogen hat und sehr viele gute Früchte bringt, aber sicher auch manche offene Fragen. KATH.NET: In Österreich wurden vor wenigen Tagen die Kirchenaustrittszahlen für 2009 präsentiert. Nach 40.654 Austritten im Jahr 2008 gab es 2009 einen starken Anstieg, nämlich 53.215 Kirchenaustritte. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung, womit hat sie Ihrer Ansicht nach zu tun, und was ist die Antwort der Kirche darauf? Kardinal Schönborn: Es gibt ziemlich präzise Hinweise: Die starke Zunahme der Kirchenaustritte zu Beginn des Jahres hatte ziemlich sicher mit der Aufregung um eine Bischofsernennung sowie mit der Affäre Williamson zu tun und dem starken medialen Echo, das darauf folgte. Dass die Austritte das ganze Jahr über so hoch geblieben sind, hat nach unserer Einschätzung eindeutig mit der Wirtschaftskrise zu tun. Viele Menschen sind in Sorge um ihren Arbeitsplatz. Da wird einfach gespart, wo es nur möglich ist. Das trifft sehr oft direkt den Kirchenbeitrag. Leider ist es uns nicht genügend gelungen, den kirchenbeitragszahlenden Katholiken deutlich zu machen, dass es Ermäßigungen gibt, wenn sie wirtschaftliche Probleme haben. Viele machen den Schritt ohne eine Rückfrage - und dann ist es schon geschehen. KATH.NET: Die Kirche sieht sich gelegentlich damit konfrontiert, dass Medien und Lobbys bei Bischofsernennungen intervenieren. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Soll die Kirche auf diesen äußeren Druck reagieren – und wie? Kardinal Schönborn: Das hat es immer gegeben. Wenn ich allein an meine Familiengeschichte denke – ich bin der achte Bischof in meiner Familie -, was hat es da nicht für Spannungen und Konflikte gegeben, etwa in der Barockzeit. Es ist auch ein Zeichen der Lebendigkeit, dass Interesse am Bischof besteht. Wenn es ganz egal wäre, wer Bischof wird, wäre es ein schlechtes Zeichen für das Bischofsamt. Die Tatsache, dass viele Menschen sich Sorgen machen, wer Bischof wird, ist ja auch ein Zeichen dafür, dass viele Menschen spüren, dass das Bischofsamt einen hohen Stellenwert in der Kirche hat. Natürlich gibt es auch ideologische Konflikte um Bischofsernennungen. Wenn jemand den Ruf hat, konservativ zu sein, dann kann man ziemlich sicher sein, dass es mediale Proteste gibt. Es liegt aber oft auch an der Person selber. Man kann und soll nicht alle Konflikte vermeiden, aber manche Konflikte entstehen erst dadurch, dass wir sie verursachen. Aber hier muss man auf den Einzelfall schauen. Eines ist ganz sicher: Die Kirche hat in mühsamem Ringen die Freiheit der Bischofsernennung erkämpft. Diese Freiheit darf sie und wird sie nicht aufgeben. Der Papst ist frei, Bischöfe zu ernennen. Natürlich ist es wichtig, dass er gute Informationen bekommt, dass die Instanzen, die die Bischofsernennungen vorbereiten, gut und gründlich arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass sie das auch tun. Es liegt aber an den Ortskirchen selber, denn nach Kirchenrecht muss jede Bischofskonferenz alle drei Jahre eine gut begründete Liste von möglichen Bischofskandidaten nach Rom melden. Jeder Einzelbischof ist ebenfalls eingeladen, mindestens alle drei Jahr gut begründete Vorschläge für Bischofsernennungen nach Rom zu schicken. Das haben wir in Österreich oft vernachlässigt. KATH.NET: Herzlichen Dank für das Interview und alles Gute und Gottes Segen zum heutigen Geburtstag! |